Das ist der Weg

Budō 武 道

Was wir heute über die Philosophie der Samurai kennen, hat Dr. Inazo Nitobe, ein japanischer Philosoph und Abkömmling einer Samurai-Familie, im Jahr 1900 im Kodex der Samurai, dem so genannten „Bushido“ zusammengefasst. Es ist eine Sammlung von sieben Tugenden, die das Leben eines Budoka bestimmten. 

Diese sieben Tugenden und ihre in die heutige Zeit transferierte Bedeutungen sind:

  • Rei 礼 - Höflichkeit, Respekt:  Das ist der Respekt vor dem Anderen, Respekt, ohne den kein Vertrauen entstehen kann, aber auch Selbstkontrolle, um zu wissen, wann man schweigen muss.
  • Yū 勇 - Mut: Das bedeutet, das zu tun, was gerecht ist.
  • Makoto 誠 oder Shin 真 - Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit: Das heißt, seine Gedanken offen auszudrücken.
  • Chūgi 忠義 - Treue, oder auch Chū 忠 - Pflichtbewusstsein oder Loyalität: Das bedeutet, regelmäßig am Keiko teilzunehmen, auch wenn man oft erschöpft von Arbeit oder Studium ist.
  • Gi 義 - Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit: Dies bedingt eine innere Prüfung seiner eigenen Handlungen gegenüber anderen unter dem Aspekt der Gerechtigkeit und Ehrlichkeit.
  • Meiyo 名誉  - Ehre: Das bedeutet, zu seinem gegebenen Wort zu stehen.
  • Jin 仁 - Güte, Menschlichkeit: Das reinste aller menschlichen Gefühle. Das, was einen zu einer fürsorglichen und mitfühlenden Person macht.


Dieser Kodex wurde nicht von einer einzelnen Person definiert, vielmehr entstand er im Laufe der Jahrhunderte langen Kriegstradition. Er wurde mündlich überliefert und blühte in der Hochkultur der Samurai auf. Bis heute prägt der Bushido noch sehr stark die Kultur Japans. 

Die sieben Falten des Hakama (Hosenrock) sollen an die sieben Tugenden erinnern.

In der heutigen Zeit findet man wenig Ideale, die einen rein ideellen und zugleich identitätsstiftenden Charakter haben. Vielmehr orientieren wir uns in unseren Lebenszielen eher  am Eigennutz. Wir träumen von einem angenehmen Leben, einem schönen Haus am Land oder einer schmucken Wohnung in der Stadt, oder einfach nur von dem nächsten Urlaub. Dies sind aber alles vergängliche Vorstellungen und so vergänglich, wie sie sind, so wenig lassen sie den Menschen erstarken.


Der Budoka hatte ein Ideal, das er versuchte würdevoll umzusetzen, das ihm Stärke und Weitsicht verliehen hat, um mit jeder Lebenssituation, ob in einer Krise oder in guten Zeiten zurechtzukommen. Hast auch Du ein solches Ideal?

Keiko 稽 古

Keiko 稽 古

bedeutet wörtlich „nachdenken“, „die Haltung überdenken“, „über das Alte nachdenken“. Keiko

bezieht sich nicht auf eine Übung, die auf technische Fertigkeiten zielt, sondern auf das Ganzwerden des Menschen. Ohne Nachdenken ist ein Mensch nicht in der Lage, sich selbst zu
erkennen.

Das, was Keiko besagt, wirklich zu verstehen und in einem beständigen Kampf um das Richtige in sich selbst zu vollziehen, ist eine der Grundlagen, auf die in den Budō-Künsten die Entwicklung des Geistes (Shin) und die Kontrolle der Energie (Ki) aufgebaut werden kann. Keiko umfasst daher alle Übungskomponenten der Weglehre: Waza (Technik), Ki (Energie) und Shin (Geist). Das Ziel
dieser Übung ist es, Waza, Ki und Shin zur Einheit werden zu lassen, um die richtige Handlung
(Shisei) zu verstehen.

Das Ergebnis einer solchen Übung ist nicht nur das Beherrschen der körperlichen Kampfkunst, sondern vielmehr das kontemplative Nachdenken über das eigene Befinden im Leben.

Ohne das Erreichen dieses Zustandes der inneren Harmonie sind höhere Fortschrittsstufen im Budō nicht möglich. Der Weg des Budō besteht daher nicht nur aus der körperlichen Übung im Dōjō, sondern aus einem Kampf um die richtige Haltung.


Dojō 道場

Dojō 道場

Dōjō 道場 der Ort, an dem der Weg (Dō) geübt wird (Dō - Weg, Jō - Ort). Die Übung des Weges (Keiko) gewinnt an Inhalt und Klarheit, wenn die Verbundenheit zwischen Wegschüler (Deshi) und Dōjō gegeben ist. Deshalb ist in der Weglehre (Oshi) das Dōjō kein Trainingsraum, sondern ein heiliger Ort, den man auch noch „Raum der Erleuchtung“ nennt. Die Bezeichnung Fōjō bezieht sich auf den Raum, in dem die Übung stattfindet, doch sie steht symbolisch für die Beziehungstiefe eines Übenden zu seiner Kunst. Der Begriff Ursprünglich kommt der Begriff Dōjō aus dem Buddhismus und bezeichnete einen Ort der Selbstfindung und der Meditation. Später veränderte er seine Bedeutung, und man verstand darunter den Ort, an dem die Kampfkünste geübt werden. Der Sinn jedoch blieb derselbe. Für jeden ernsthaft Übenden ist das Dōjō auch heute eine Stätte der Meditation und Konzentration, ein geehrter Ort des Lernens, der Brüderlichkeit, der Freundschaft und des gegenseitigen Respektes. Es ist mehr als nur ein Begriff - es steht symbolisch für den Weg (Dō) der Kampfkunst.

 

Folgende Begriffe sind ihm zugeordnet:

Kamiza 上座 - „Ehrenplatz“, für Hochgraduierte und Gäste, gegenüber von Shimoza.

Shimoza 下座 - unterer Sitz, unterer Platz, gegenüber von Kamiza.

Shimoseki 下席 - untere Seite, Platz der Schüler während des Trainings.

Jōseki 上席 - obere Seite, Platz der Lehrer während des Trainings.

Shōmen 正面 - vordere Seite.

Toguchi 戸口 - Eingang (zum Dōjō), gewöhnlich auf der Shimoza-Seite

Honbu Dōjō 本部道場 - Hauptdōjō

Shibu Dōjō 支部道場 - Zweigstelle Begriffe aus den Shintō-Dojo:

Kamiza 神座 - „Sitz der Götter“, Schrein, begriffsgleich mit Shinzen.

Shinzen 神前 - „Sitz der Götter“, Schrein, begriffsgleich mit Kamiza.

 

Bedeutung des Dōjō

Im philosophischen Verständnis kann sich der Begriff Dōjō auf jeden Ort beziehen, an dem ein Mensch im Sinne des Budō seinen Geist und Körper in der Wegübung konzentriert. Darüber hinaus jedoch kennzeichnet die Art der Beziehung, die ein Übender zu seinem eigenen Dōjō unterhält, seine Bemühung um gerechtes Denken und gerechtes Verhalten. Die rechte Beziehung zum Dōjō ist ein Teil der Wegübung selbst. Sie besteht aus dem Streben, durch selbstlose Hingabe dem Geist des Budō zu dienen und den persönlichen Fortschritt, den ein Übender in einem Dōjō macht, durch ehrliche Wertbezeugung wieder auszugleichen. Für einen echten Wegschüler (Deshi) ist sein Dōjō ein zweites Zuhause. Durch eine solche Dōjō-Beziehung entsteht ein ausgleichender Wert, durch den der Einzelne reifen und der Budō-Geist (shin) im Dōjō gedehein kann. Egoistische Menschen, die ein Dōjō nur als Trainingsraum nutzen, können daran nicht teilhaben. Ein Dōjō lebt durch die Zugeständnisse seiner Übenden an das Ideal der Kampfkunst. Nur auf diese Weise findet ein Übender den Zugang zum Weg. In jedem Dōjō gibt es einen Sensei und mehrere Fortgeschrittene (Sempai), von denen manche selbst Meister (Menkyo, Kaiden und Kodansha) sind. Die Schüler eines Dōjō (Mudansha), die die Kampfkünste lernen wollen, zählen erst dann zum Kreis der Wegschüler (Yūdansha), wenn sie die tiefe Bedeutung der Dōjō-Beziehung (Shitei) durch ihre Haltung (Shisei) verstehen und achten gelernt haben. Es gibt keine Fortgeschrittenen, die von einem Dōjō mehr nehmen, als sie geben. In diesem Punkt unterscheiden sich die Dōjō des Weges von den Sporthallen. Die körperliche Übung (Shōsa) kann dieselbe sein, doch erst die rechte Haltung (Shisei) ermöglicht Fortschritt auf dem Weg.

 

Gestaltung des Dōjō

Jedes Dōjō des Weges hält einen traditionellen Standard von Einfachheit und Schönheit (Furyū, Sabi und Wabi). Es ist nach Möglichkeit geräumig, jedoch stets makellos sauber. In manchen Dōjō gibt es Kunstgegenstände, die von Schülern des Dōjō gefertigt wurden. Jedoch gleich seiner Dekoration strahlt es immer eine Atmosphäre von Würde aus. In den alten Dōjō war an der vorderen Wand (shōmen) ein Schrein (Kamiza), der symbolisch dafür stand, dass das Dōjō den höheren Werten und Tugenden des Weges gewidmet ist und nicht allein der physischen Übung. Das optische Aussehen eines Dōjō widerspiegelt die Qualität der Übung, die in ihm betrieben wird. Die vordere Wand des Dōjō nennt man Shōmen (vordere Seite), und dies ist der Ort der Ehre (Rei). In vielen traditionellen Dōjō hängt dort ein Bild des Stilgründers an der Wand. In der shintoistischen Religion ist Shōmen eine Art Altar, den man shinzen (Ort Gottes) oder Kamiza (Sitz der Götter) nennt. Die Lehrer (Renshi, Kyōshi und Hanshi) sitzen im Dōjō immer auf der linken Seite des Shōmen (Jōseki, obere Seite), während die Schüler in abnehmender Rangordnung auf der entgegengesetzten Seite (Shimoseki, untere Seite) sitzen. Die dem Shōmen gegenüberliegende Seite nennt man Shimosa (Eingangsseite des Dōjō). Verhalten im Dōjō In einem traditionellen Dōjō sind die Verhaltensformen und gegenseitigen Umgangsformen (Sahō) aller Übenden in einem Regelsystem zusammengefasst, das aus der Dōjōkun abgeleitet ist. Diese zumeist aus zehn Regeln bestehenden Verhaltensanleitungen sind auf einem Makimono aufgeschrieben und hängen nahe am Eingang des Dōjō. In einem guten Dōjō entsprechen sie den Lernmaßstäben und den Prinzipien des Budō-Weges. Ein fortgeschrittener Schüler der Kampfkünste (Yūdansha) unterscheidet sich von einem Anfänger (Mudansha) dadurch, dass er die Bedeutung dieser Regeln wahrlich verstanden hat, während der Anfänger dazu angehalten werden muss, sie als Regelsystem zu achten.

 

Das Butokuden (jap. 武徳殿, dt. „Halle der Kriegstugenden“) bezeichnet die älteste Übungsstätte der Kriegskünste in Japan.

 

Nachdem Kammu-tennō im Jahre 794 seine Residenz in den Heian-Palast nach Heian-kyō (Kyōto) verlegt hatte, ließ er dort eine Trainingshalle für die Kondei (damalige Bezeichnung für die neu aufkommende Kriegskaste, später Samurai) errichten, die er Butokuden nannte.